Aufgrund zusätzlicher Leitungsaufgaben in der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik (KPPP) am Standort Zürich kann PD Dr. med. Vetter aktuell keine neuen Patienten in seine Sprechstunde aufnehmen! Es besteht jedoch die Möglichkeit ambulanter Behandlung bei Fachärzten oder Psychologen des ZIP.

Kognitive Verhaltenstherapie

  • Grundlagen der Kognitiven Therapieverfahren
  • Unterschiede zu anderen Therapieverfahren
  • Ablauf einer kognitiven Verhaltenstherapie
  • Therapeutischen Strategien der kognitiven Verhaltenstherapie
  • Wirksamkeit der Kognitiven Therapieverfahren
  • Behandlungsspektrum der Kognitiven Verhaltenstherapie
  • Therapiedauer
  • Voraussetzungen für einen Therapieerfolg
  • Nutzen einer Kognitiven Verhaltenstherapie
  • Ausrichtung der Kognitiven Verhaltenstherapie

 

Grundlagen der Kognitiven Therapieverfahren

Im Mittelpunkt der kognitiven Therapieverfahren stehen unsere Kognitionen. Unter Kognitionen versteht man unsere Einstellungen, Gedanken, Bewertungen und Überzeugungen. Die Kognitiven Therapieverfahren, gehen davon aus, dass die Art und Weise, wie wir denken, bestimmt, wie wir uns fühlen und verhalten oder wie wir körperlich reagieren.
Mit einem ABC der Gefühle lässt sich dieser Zusammenhang einfach beschreiben:

A Situation
B Bewertung der Situation als positiv, negativ oder neutral
C Gefühle, Körperreaktionen und Verhalten

Wenn wir eine Situation als erfreulich, gut, schön für uns bewerten, werden wir uns auch froh, glücklich, freudig erregt, usw. fühlen. Bewerten wir sie als schlimm, gefährlich, furchtbar, unerträglich, dann empfinden wir Depressionen, Angst, Wut, Enttäuschung, Unruhe, Anspannung, usw. Bewerten wir sie als weder gut noch schlecht, neutral, normal, alles ist in Ordnung, dann sind wir entspannt, zufrieden und ruhig.
Schon die alten Griechen haben den Zusammenhang zwischen Denken, Gefühlen und Verhalten erkannt. So schrieb Epiktet: „Es sind nicht die Dinge an sich, die uns beunruhigen, sondern unsere Sicht der Dinge.”.

Das ABC der Gefühle macht deutlich, dass wir, was auch immer passiert, Einflussmöglichkeiten auf unsere Gefühle haben. A, die Situation können wir häufig nicht beeinflussen. Wir können jedoch, so lange wir denk- und lernfähig sind, unsere Bewertung am Punkt B verändern. Gleichzeitig zeigt es uns, dass andere keine Verantwortung für unsere Gefühle und wir auch keine Kontrolle über deren Gefühle haben.

 

Unterschiede zu anderen Therapieverfahren

Im Gegensatz zur Tiefenpsychologie und Psychoanalyse starten die Kognitiven Therapieverfahren nicht in der Vergangenheit sondern im Hier und Jetzt. Unsere Einstellungen und Verhaltensmuster sind zwar in der Vergangenheit durch bestimmte Erfahrungen entstanden, aber in der Therapie geht es darum, herauszufinden, welche konkreten Einstellungen unsere momentanen Probleme verursachen bzw. wie wir in Zukunft besser leben können. Die Therapie bezieht sich auf konkrete Probleme. Wir erarbeiten gemeinsam mit dem Therapeuten neue Lösungswege. Der Therapeut ist eine Art Coach, der uns hilfreiche Wege zur Problemlösung, zur Entspannung, zum Aufbau eines positiven Selbstbildes und Lebenskonzeptes vermittelt. Alle Verfahren, die eingesetzt werden, sind wissenschaftlich überprüft und in ihrer Wirksamkeit bestätigt. Die Therapie umfasst folgende Bereiche:

  • Veränderung der Situation, so weit es möglich und sinnvoll ist.
  • Veränderung der Bewertungen und Lebenseinstellungen, sodass sie uns helfen,
    unsere Ziele zu erreichen und uns so zu fühlen, wie wir es uns wünschen
  • Veränderungen im Verhalten, so dass es uns hilft, unsere Ziele zu erreichen und uns so zu fühlen, wie wir es uns wünschen.

 

Jede Sitzung umfasst die Diskussion des momentanen Standes, die Erklärung von Zusammenhängen und die Übung konkreter Strategien. Ähnlich wie wir eine Sprache erlernen, lernen wir, besser mit uns und der Umwelt umzugehen, und neue Lösungswege zu erkennen.

Ablauf einer kognitiven Verhaltenstherapie

Wie Detektive suchen wir gemeinsam mit dem Therapeuten nach den Ursachen für unsere momentanen Probleme. Fragestellungen sind beispielsweise: In welchen Situationen tritt unser Problem auf? Wann tritt es nicht auf? Was machen wir dann anders? Welche konkreten Gedanken führen zu unserem Problem? Sind unsere Gedanken der Situation angemessen oder übertrieben negativ? Wie bewerten wir unser Problem? Welche unterschiedlichen Möglichkeiten gibt es für uns, zu reagieren? Was benötigen wir, um unseren Wünschen entsprechend zu reagieren und unsere Ziele zu erreichen??? Schwerpunkt der Therapie ist zunächst die Prüfung unseres Gedankenprogramms. Wir alle haben ganz bestimmte Grundeinstellungen zu uns, zu unserer Situation und dem Leben generell. Beispielsweise Einstellungen wie: ‘Ich bin nicht liebenswert’ oder ‘Ich muss perfekt sein’ oder ‘Ich brauche die Anerkennung anderer Menschen’ oder ‘Andere Menschen sollten sich mir gegenüber immer fair verhalten’. Hinter diesen Einstellungen verbergen sich ganz charakteristische Denkfehler, wir übertreiben eine Gefahr, sehen nur das Negative, fordern Übermenschliches von uns oder anderen, usw.. Da unsere Gedanken unsere Gefühle verursachen, fühlen wir uns, wenn wir so denken, häufiger schlecht als notwendig. Wir bringen unseren Körper in Anspannung und Angst, obwohl keine Gefahr besteht, usw. Deshalb erarbeiten wir mit dem Therapeuten zusammen eine angemessene Sichtweise von uns und der Situation. Wenn wir genau wissen, wie wir unser Problem lösen können, wie wir anders denken und uns verhalten müssen, dann geht es darum, unser Wissen in die Tat umzusetzen und zu üben. Hierzu gibt uns der Therapeut Hausaufgaben und Übungen, die wir zwischen den Therapiesitzungen durchführen. Immer wieder werden die Fortschritte auf unser Ziel hin überprüft und gegebenenfalls auch das Vorgehen verändert.

Therapeutischen Strategien der kognitiven Verhaltenstherapie

Die Verhaltenstherapie kennt ein weit gefächertes Strategieangebot unterschiedlicher Interventionstechniken. Dieses umfasst:

 

Wirksamkeit der Kognitiven Therapieverfahren

Diese Psychotherapieform gehört zu denjenigen, die am häufigsten erforscht und am meisten eingesetzt wurden. Insbesondere in der Behandlung von Depressionen und Ängsten ist sie sehr effektiv. Sie ermöglicht es zum Teil Medikation zu ersetzen bzw. deren Wirksamkeit zu steigern.

Behandlungsspektrum der Kognitiven Verhaltenstherapie

Die häufigsten Probleme, die in einer Verhaltenstherapie behandelt werden, sind:

  • Angststörungen, Panikstörungen, spezifische Ängste (Phobien), Generalisierte Angststörungen, Soziale Angst, Posttraumatische Belastungsstörungen, Versagensängste, Ärger, Wut
  • Depressionen
  • Eifersucht
  • Essstörungen : Übergewicht, Bulimie, Magersucht
  • Seelische Kränkungen und Verletzungen
  • Partnerschaftsprobleme wie Liebeskummer, Mobbing, Trennung, Scheidung, Schlafstörungen
  • Schmerzen: Kopfschmerz, Rückenschmerz und andere psychosomatische Beschwerden
  • Sexueller Missbrauch, Transsexualität
  • Sexuelle Probleme: Lustprobleme, Erektionsstörungen, Orgasmusstörungen Suchtprobleme: Spielen, Rauchen, Alkohol, Medikamente, Sex, Arbeit
  • Arbeitsprobleme: Psychische Erkrankungen, welche allgemein unter dem Arbeitsbegriff Burnout zusammengefasst werden, Überforderung, Konzentrationsprobleme, Stottern, Stressbewältigung
  • Tinnitus
  • Trauer
  • Zwangserkrankungen

 

Therapiedauer

Die Kognitive Therapie ist in der Regel eine Kurzzeittherapie, welche zwischen 10 und 30 Sitzungen umfasst. Manchmal reichen weniger Sitzungen, manchmal wenn das Problem schon lange besteht, oder viele Bereiche umfasst, benötigt man mehr Sitzungen. Eine Sitzung dauert gewöhnlich 50-60 Minuten.

Voraussetzungen für einen Therapieerfolg

Hinsichtlich des Therapieerfolges haben sich folgende Faktoren als wesentlich herausgestellt:

  • Bereitschaft, aktiv an sich zu arbeiten
  • Vertrauen, dass wir Einflussmöglichkeiten haben
  • Bereitschaft, Hausaufgaben zu machen
  • Bereitschaft, neues Verhalten auszuprobieren
  • Bereitschaft, sich vorübergehend auch mit Angst in Situationen zu wagen

 

Nutzen einer Kognitiven Verhaltenstherapie

Das ABC der Gefühle ist für alle unsere Gefühle zutreffend:

  • Wir können es auf jede Situation und jedes seelische Problem anwenden und negative Gedanken durch für die Situation hilfreiche und angemessene Gedanken ersetzen.
  • Wir können für unser gesamtes weiteres Leben von den Strategien zur Problemlösung, Stressbewältigung, Entspannung, usw. profitieren.
  • Wir können andere besser verstehen und ihnen bei ihren Problemen helfen.
  • Wir können uns helfen, weniger schnell ängstlich, ärgerlich, gekränkt, verzweifelt zu sein.
  • Wir können unsere Lebensfreude steigern.
  • Wir können unsere Gesundheit fördern, mehr Ruhe und Ausgeglichenheit empfinden.

 

Ausrichtung der Kognitiven Verhaltenstherapie

Die Verhaltenstherapie respektive kognitive Verhaltenstherapie ist heute keine reine Methode mehr zur Behandlung von Symptomen. Das war lediglich in den Anfängen der Verhaltenstherapie so. Heute wird ein Verhaltenstherapeut immer auch die Lebensgeschichte seiner Patienten miteinbeziehen und in der Regel wird er auch Fall bezogen andere Therapiemethoden beiziehen. Falls sich eine bestimmte Erkrankung mit einer anderen therapeutischen Methode besser behandelt werden kann, weist Sie ein Verhaltenstherapeut gerne an einen darin spezialisierten Kollegen weiter.